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ISBN 978-3-922095-35-4

"Marie und Max und der geheimnisvolle Fasnachts-
schatzkoffer"
von Beatrix Glunk (Text und Illustrationen),
52 Seiten, 27 farbige Illustrationen und farbige Vignetten

€ 9,90

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Aus "Südkurier Nr.29, Donnerstag, 5. Februar 2009"

„Musst Frauen ja verleiden…“

Die Fastnacht ist in vollem Gange. Deshalb werden wir euch ab und zu Fastnachtsfiguren aus der Region vorstellen. Und zwar in gereimter Form. Viel Spaß!
„Nun“, sagt das Männlein, „eins ist klar, das Vorrecht schon für Männer war, sich zu vermummen und verkleiden. Das musst den Frauen ja verleiden! So beispielsweis in Sigmaringen, wo eines Tags die Fraun drangingen, sich selbst ne Maske zu kreieren, das Narrentreiben zu probieren. Sie wollten selbst auf d’Fasnacht gehn und auch mal ihre Männer sehn… Viel gab die Kleidertruh nicht her, doch fiel’s den Frauen gar nicht schwer und sie entwarfen mit viel Spaß etwas aus dem, was man besaß: ein Schultertuch auf schwarzem Kleid, ergab die Flügel schön und weit, Spitzengardine, buntes Band, mit dem man überm Kopf galant zwei Ohren abband, fertig aus: entstanden war die Fledermaus.
Ein Tuch bedeckt Gesicht und Nase, manchmal ne Maske ganz aus Gaze. Das war ein Spaß! Nein, sieh mal an! Erstaunt blickt da so mancher Mann!
Nach dem Erfolg, das ist doch klar, die Tradition geboren war. Und heut noch gehen die Frauen dort, als Fledermäuse durch den Ort.“

© Südkurier, 05.02.2009, "voll krass"

 

Aus "Südkurier Nr.36, Freitag, 13. Februar 2009"

Der Joggele narrt jeden

In Bad Säckingen herrscht zu Fastnacht der Maisenhardt Joggele

Letzte Woche stellten wir euch eine Fasnachtsfigur aus Sigmaringen vor – die Fledermäuse. Heute ist der Maisenhardt Joggele aus Bad Säckingen an der Reihe:
„Und die Figur von der ich sprach, bereitet niemals Ungemach, ist liebenswürdig und apart, erinnert an den Maisenhardt, ein Waldstück, nah der kleinen Stadt, von dem man einst behauptet hat, dort geh ein listger Waldgeist um, führ Leute an der Nas herum, der laure hinter manchem Baum, erscheine manchem gar im Traum, sitz grinsend nachts dort bei dem Steg, führ viele auf den falschen Weg. Viktor von Scheffel ist bekannt als Dichter! Er war Praktikant zu jener Zeit bei dem Gericht in Säckingen und gab Bericht, der Joggele vom Maisenhardt, der hab auch ihn des Nachts genarrt. Als er dereinst bei Mondenschein mit seinem Wagen fuhr allein, sei es ihm wirklich so gewesen, als hätte er das Waldgeistwesen dort mal entdeckt unter der Tann; dort saß es kichernd, sah ihn an und schien zu sagen: ’Gib nur Acht, der Joggele gern Späße macht!’ Und eh sich Scheffel recht besonnen und seinen Mut zurückgewonnen, da stellt er fest, dass er ganz klar, den falschen Weg gefahren war! Der Joggele, erkennt man draus, lässt nicht mal einen Dichter aus, narrt jeden, den er sich erkor! Vielleicht auch dich, drum sieh dich vor!“

© Südkurier, 13.02.2009, "voll krass"

 

Aus "Südkurier Nr.41, Donnerstag, 19. Februar 2009"

„Seither darf Kuony walten“

Heute findet das Grobgünstige Stockacher Narrengericht statt

Heute findet ja in Stockach das in ganz Deutschland bekannte „Narrengericht“ statt. Jedes Jahr wird ein Prominenter von den Narren angeklagt und muss sich dann verteidigen. Wie es dazu kam? Hier die Geschichte von der Entstehung des Narrengerichtes in Versform:
„Ja, diese Narrenkappe hier gehörte dem Kuonygar, welcher aus Stockach stämmig war. Der diente Herzog Leopold, der seinem Bruder helfen wollt, dem Friederich von Österreich, der sich mit seinem Nachbarn gleich, nämlich mit Ludewig, dem Bayer, verstritten hatte ungeheuer. Und jener Bayer andrerseits, der hatte Rückhalt aus der Schweiz: Schwyz, Uri und auch Unterwalden in jenem Zwist fest zu ihm halten. Drum Leopold und Friederich verbünden sich nun brüderlich und schmieden deshalb einen Plan, wie man die Schweiz soll greifen an. Zum Schluss der Sitzung, ’s ist schon spat, da fordert spaßhaft man den Rat auch von Kuony noch zu wissen. Und dieser sprach nun ganz beflissen: ‚Ihr ratet wohl, Ihr edlen Herrn, wie ihr hineinkommt, doch zu gern möchte ich Euch raten, denkt Euch aus, wie Ihr dort wieder kommt hinaus!’
Nun in der Tat war jene Schlacht am Morgarten voll Niedertracht und eine schwere Niederlage für Leopold. Drum, ohne Frage, er seinem Narrn gedanket hat für dessen Warnung, dessen Rat, und bot ihm an, ihm zu erfüllen nun einen Wunsch nach dessen Willen. Da war der Kuoni gleich zuweg und er erbat ein Privileg, das weit und breit sonst niemand hat: ein Grobgünstiges Narrengericht, das dort sein närrischs Urteil spricht. Seither darf Kuony jährlich walten. Noch heute wird Gericht gehalten über Taten und Entscheide im Richter- und im Narrenkleide. Und vor Gericht geht’s lustig her: Zwei Eimer Wein, und manchmal mehr, muss der Verurteilte dann zahlen, doch bleibt er frei von andren Qualen, und lustig ist er auch dabei und feiert froh die Narretei.“ (pap)

© Südkurier, 19.02.2009, "voll krass"

 

Aus "Südkurier Nr.46, Mittwoch, 25. Februar 2009"

Der Baptischtli mit dem Fensterrahmen

Am Aschermittwoch schraubt auch der Hüfinger Baptischtli sein Fenster wieder ans Haus

Na, wie war die Fastnacht? Ich hoffe, Ihr habt viel Spaß gehabt und noch mehr Bonbons, Gutsele oder Kamelle (so heißen die in Köln) gefangen. Heute geht die närrische Zeit also zu Ende. Und damit auch unsere kleine Serie, in der wir Euch Fastnachtsfiguren vorstellten. Zum Schluss ist heute das Hüfinger Baptischtli dran.
„Nun höre wie es war, in Hüfingen, dort auf der Baar. Da lebte in der Turmstub einer, der Fastnacht liebte wie sonst keiner, als Schneidermeister Moog bekannt, den das ‚Baptischtli’ man genannt.
Zweihundertfünfzig Jahr ist’s her, das Herz war damals ihm so schwer. Es war am Schmutzigen Donnerstag, und das Baptischtli dachte: ‚Schad, der Amtmann erließ ein Dekret, dass ja kein Mensch auf d’ Fastnacht geht.
Oh Leut, wie schmerzt mich das Verbot! Dabei tät es so dringend Not, das Singen und das Lustigsein! Passt auf, da fällt mir etwas ein!’ Und als der Amtmann draußen geht, Baptischtli sofort bei ihm steht und jammert, was das Zeug nur hält, wie furchtbar schwer es ihm doch fällt, wenn er so traurig sitzt zu Haus, denn seine Fastnacht fällt ja aus. Oh dürft er doch zumindest schnappen und aufziehn seine Narrenkappen aus jener holzgeschnitzten Truhe, dann fänd er fast schon seine Ruhe. Dürft er so aus dem Fenster gucken, würd das Verbot ihn kaum mehr drucken. Da sprach der Amtmann: ‚Also gut, doch dass Er ja nichts andres tut, Sein Narrengsicht streckt ganz allein, Er nur durchs eigne Fensterlein!’ Drauf rennt Baptischtli in sein Haus, und hängt den Fensterrahmen aus, als Narr, verschmitzt und gar nicht dumm, hängt sich den Rahmen einfach um, verlässt das Haus, und in der Tat spaziert er durch die ganze Stadt, singt Fastnachtslieder, freut sich sehr, der Jubel nimmt kein Ende mehr. Die Kinder rennen hinterdrein. Der Amtmann musste es verzeihn!“

© Südkurier, 25.02.2009, "voll krass"

 

           
               

 

           
 
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