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ISBN 978-3-922095-32-3

"Der Tod des Zuckerbäckers"
Schwarze Gedichte von
Peter Frey mit
21 Illustrationen von
Bernhard Gögler,
128 Seiten, cell Pappband

€ 12,75

verfügbar

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Aus "Schwäbische Zeitung Nr.25, Samstag, 31. Januar 2009"

Gereimtes geht unter Haut und Nägel

Von Babette Caesar

RAVENSBURG - Auf den „Pfleger Peschl“ hat Autor Peter Frey am Donnerstagabend im Theater-Café Ravensburg verzichtet. Dafür zelebrierte er in seiner dramaturgisch unnachahmlichen Art eine Reihe neuer, noch nicht veröffentlichter schwarzer Gedichte und böser Geschichten.
„Literarisches Entertainment“, wie der in Ravensburg lebende Autor, Regisseur, Drehbuchautor und Filmdozent seine lesenden Auftritte nennt, trifft als Bezeichnung ins Schwarze. Wobei Frey als Person keinerlei optische Anzeichen zur Schau trägt, die darauf hindeuten. Doch betritt er die Bühne und wendet sich seinen Manuskripten zu, betört er sein Publikum mit einer rhetorisch überaus gut geschulten Stimme, einer Mimik und Gestik, die seine gelesenen Gedichte wie auf einer Filmleinwand vor dem inneren Auge erstehen lassen.
Den banalen Alltag hat er sich als Spielfeld ausgesucht, der am Donnerstagabend mit einer zuckersüßen Rückbesinnung auf das kürzlich vorübergegangene Weihnachtsfest startete. Dem Zimtstern ging es dabei an den Kragen und Madame Susette, voll gestopft mit Pralinés und Williamsbohnen. Ihr Begleiter, der Tod, übt lange Nachsicht und schlägt dann doch zu – mit einem Splitterchen vom Mandeleck, das Susette im Halse steckt.

Anziehende Leichtigkeit

Freys gereimte Boshaftigkeiten gründen in ihrer dichterischen Substanz auf ein streng metrisch aufgebautes Fundament. Dass sie sich gelesen und gehört in einer solch anziehenden Leichtigkeit präsentieren, liegt am locker intellektuellen Erzählcharakter, den die Texte in sich bergen, ohne dick aufzutragen. Sie kommen wie durch die kalte Küche von hinten herein, breiten sich aus, kriechen in jede Ecke und hinterlassen Spuren, die an beste deutsche Dichtergrößen wie Wilhelm Busch, Ringelnatz oder Morgenstern denken lassen.
Zu Freys Lieblingen gehören die menschlichen Desaster wie die Sache mit dem Ischias, der harmlos im kleinen Zeh beginnt, sich dann aber bis zur Hüfte vorarbeitet, das lahmgelegte Bein von selbiger trennt, was beileibe nicht mehr gut aussieht, aber der Ischias ist beseitigt. Oder kurz und knapp den Untergang der Titanic abhandelt: Was wir bräuchten, sind kleine Boote. Gibt bloß keine, dafür Tote – wie beim Filmschluss jedes Mal.
Bissig, schwarz, makaber und dabei höchst amüsant zeigte Frey sich mit dem prosaischen Meisterstück „Eisloch“, welches ein trainiertes Ehepaar absichtlich die Lochmarkierung vergessen lässt. Einfach weil’s den Nervenkitzel steigert.

Metzger schneidet sich entzwei

Letzteren trieb er mit „Metzgerei“ auf seine Spitze, denn kürzlich in der Metzgerei schnitt sich der Metzger entzwei. Bei derart bildreichen Szenen tritt selbst Hartgesottenen die Blässe ins Gesicht. „Ich bin ein fast Spätromantischer“, flocht er als aufrichtig ehrlichen Zwischenkommentar ein, der sich auf die überholte Form der Ehe bezieht. Was Frey allerdings dichterisch daraus macht, geht unter Haut und Nägel. Da schickt er den Papa zum Ertrinken in den Teich, nur dass das Wasser nicht reicht, und Familie Rübsamen in eine „Art Rosenkrieg“, der mit einem Dorn in der alles Spitze abweisenden Hose beginnt und langsam schleichend, aber umso zielstrebiger dem blutigen Ende entgegengeht.
Frey macht das meisterhaft, Gereimtes mit Spannungsreichem zu vereinen und das Gemisch wie beiläufig ohne Effekthascherei sanft und behutsam eindringen zu lassen. Mündend in das Stoßgebet bankrotter Bänker, hoffnungsvoll gen Himmel schauend, dass der liebe Gott es wieder so mache wie in alten Tagen, mögen die Leute ihr Geld doch bloß wieder in ihre Tempel tragen, gern auch mit Gewinnbeteiligung des Herrn da droben.

© Schwäbische Zeitung, 31. Januar 2009

Artikel "Bodenseefestival" aus der Schwäbischen Zeitung vom 05.06.2009 (pdf, 670kb)

 

           
               

 

           
 
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